Zu unterschiedlichsten Zeitgenossen Blochs


Rudi Dutschke

Rudi Dutschke und Ernst Bloch waren zwei Leitfiguren der 68er Bewegung. Karola Bloch schreibt im Vorwort zum Briefwechsel Lieber Genosse Bloch... Briefe Rudi Dutschkes an Karola und Ernst Bloch:

"Als Ernst Bloch und ich Rudi Dutschke im Februar 1968 endlich persönlich kennenlernten, war es Freundschaft auf den ersten Blick. Seine sozialen und revolutionären Ideen erfüllten uns mit großer Sympathie. Rudi Dutschke und wir waren aus der DDR gekommen, der wir zwar kritisch gegenüberstanden, jedoch nur weil sie zu wenig unseren sozialistischen Idealen entsprach....

Rudi verkörperte in wunderbarer Weise die untrennbare Verbindung von Politik und Moral, wie er es selbst auch in dem - als Anhang wiedergebenen - Gespräch mit polnischen Studenten auszudrücken vermochte. Er war kein Opportunist, sondern nahm das Moment der Moral als wichtigen Bestandteil seiner Politik auf. Bei den Gesprächen Ernst Blochs mit Rudi Dutschke im Sommer 1971 in Aldershvile lag gerade darin die Identität und gemeinsame Grundhaltung. Rudi, dessen persönliche Wärme ich heute sehr vermisse, war eben kein blinder Anhänger Blochs, sondern ein kennender. Er las dessen Bücher und erwartete sehnsüchtig jedes neue Werk.

Ähnlich wie Ernst, der sich in seinem Denken auf die revolutionären Elemente des Christentums stützte, verschmolzen bei Rudi wesentliche Traditionen von Marxismus und Christentum. Davon hatten sich beide Männer nie gelöst. In den Briefen von Rudi und Gretchen zeigt sich in beeindruckender Weise, wie sehr er bereit war, im Einsatz 'für die große Sache' seine persönlichen Belange zurückzustellen. Bis zu seinem Tod war ich in herzlicher Freundschaft mit ihm verbunden und erlebte, wie er gegen die schmerzlichen Folgen der Schüsse vom April 1968 ankämpfte. Unverbrüchlich hielt er an der Notwendigkeit des 'aufrechten Ganges' fest."

Aus:
Karola Bloch, Welf Schröter (Hrsg.): Lieber Genosse Bloch... Briefe Rudi Dutschkes an Karola und Ernst Bloch
Talheimer Verlag
Mössingen-Talheim 1988

Literaturhinweis

Hanns Eisler

"Wie kaum ein anderer Komponist war Hanns Eisler von den politischen Veränderungen dieses Jahrhunderts geprägt. Sein Schaffen wird markiert durch Namen wie Schönberg und Brecht, durch die Wohnorte Leipzig, Wien, Berlin, London, Prag, New York, Mexico City, Los Angeles und wieder Berlin. Dieses zerrissene Seaculum findet sich mit seinen widersprüchlichen Impulsen in seiner Musik und seinen Schriften wieder."

Aus:
Internationaler Veranstaltungskalender anläßlich des 100.Geburtstages 1998
Weitere Informationen:
Berliner Festspiele GmbH,
Budapester Straße 48, D-10787 Berlin, Tel. 030/25489-250
Im WWW: Die Berliner Festspiele

Hanns Eisler und Ernst Bloch waren gut miteinander bekannt. Insbesondere in den schwierigen Jahren des amerikanischen Exils war Eisler für Bloch ständig ein anregender Gesprächspartner. Aber auch in den Jahren vorher haben sie zusammengearbeitet: Im Rahmen der sog. Expressionismusdebatte erschien 1938 in Die neue Weltbühne ein fingiertes Gespräch, in dem sich K (Bloch als Kunstfreund) und P (Eisler als Kunstproduzent) über "Die Kunst zu erben" auseinandersetzten.

Weniger bekannt ist vermutlich ein Eislersches Werk, auf das wir hiermit besonders aufmerksam machen wollen: Kantate zu Herrn Meiers erstem Geburtstag für eine Singstimme, Viola und Klavier. Eisler hatte sie im September 1938 für Jan Robert Bloch, der scherzhaft "Herr Meier" genannt wurde, komponiert: "Wir freun uns sehr berichten zu können, daß Herr Meier nie grundlos weint." Usw., usw.

Auf der Tagung der Ernst Bloch Assoziation vom 20.-24. Mai 98 in Dänemark hielt Albrecht Dümling einen Vortrag zu Bloch und Eisler: "'Avantgarde und Volksfront'. Einige kulturpolitische Gemeinsamkeiten zwischen Eisler und Bloch".


Lotte Lenya

Neben Bert Brecht und Hanns Eisler gedenken wir 1998 auch des 100. Geburtstags der unübertroffenen Brecht/Weill-Interpretin Lotte Lenya.

Lotte Lenya wurde in Wien als Karoline Blamauer geboren und kam nach einer schwierigen Kindheit als Jugendliche nach Zürich, wo sie zuerst tanzte und sang. Danach ging sie nach Berlin und lernte dort den Komponisten Kurt Weill kennen. Weill hatte 1927 einen Kompositionsauftrag für das Baden-Badener Musikfest erhalten und suchte einen Librettisten, den er in Brecht fand. Das erste gemeinsame Werk wurde das sog. Kleine Mahagonny, in dem Lotte Lenya bereits mitwirkte. Ihre großen Auftritte hatte sie dann ab 1928 in der Dreigroschenoper von Brecht/Weill, in der sie Ernst Bloch als Seeräuber-Jenny sehr bewunderte (vgl. den Abschnitt in Erbschaft dieser Zeit, Zur Dreigroschenoper: "Daher die Stimme der Lotte Lenja, süß, hoch, leicht, gefährlich, kühl, mit dem Licht der Mondsichel; (...)" ).

 
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von
 
Doris
Zeilinger
 
 
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