Das Internet als Angestelltenkultur


Liest man Blochs Erbschaft dieser Zeit, so fallen in erster Linie die Parallelen zwischen der heutigen und der damaligen Republik auf deutschem Boden ins Auge. Bloch kritisiert die Angestelltenkultur der Weimarer Republik, die nur mehr eine künstliche Mitte bildete, eigentlich bereits proletarisiert, sich immer noch mit elitärem Standesbewußtsein trug. Er nennt als deren Kennzeichen die Ablenkung und Zerstreuung, das falsche Bewußtsein von der eigenen Klasse im Jahrmarkt der Bilder aus der ganzen Welt, das Stets-im-Fluß-der-Welt-befindlich-sein, ohne zu wissen warum und vor allem - wohin ...

Im Grunde könnte das Internet als Auswuchs der von Bloch wenig geschätzten Angestelltenkultur angesehen werden. Der Vergleich weckt etwas im allzu vertrauten Pudel, das benommen aus dem Elektrosmog torkelt und uns für einen Klick lang nachdenklich stimmt. Deutlich wird, daß wir in eine höchst bedenkliche Richtung surfen. Aber schon bauen sich Grafiken vor uns auf und verhindern weitere Einsichten. Nicht daß die Technik per se des Teufels wäre, nur das, was durch sie transportiert wird, macht sich breit wie Gehirnwäsche. Man wird nicht bedient, sondern verrückt, solange verschleppt, bis keine Erinnerung mehr daran besteht, weswegen man sich ins globale Dorf begeben hat. Das Medium ist die Botschaft, wie McLuhan verkündigt, wodurch er meinen Verdacht bestätigt: Im Informationszeitalter scheint das einzige, was ausbleibt, die Information selbst zu sein.

 
Vorbemerkung
von
 
Uwe
Betz
 
 
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ERNST
BLOCH
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