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 Realisierende Kategorien

von
Rainer E. Zimmermann
  5. Drehung/Hebung

  • Alle Zitate stammen aus Experimentum Mundi (Seitenzahlen in runden Klammern)

 

Es gibt (...) Realannahmen, Realfragmente, Realmodelle in der Welt, in den Proben aufs ausstehende Exempel. Sie erst machen echten Realismus in ihrer unvollendeten Bewegung wie ihrem konkret-utopischen, also entelechetischen Horizont geltend. (242) So steht fortbildendes Erkennen über das methodisch Experimentelle hinaus im Weltexperiment selber, das gerade den bewußt erkennenden, an der Front des Weltprozesses stehenden Menschen als informierenden und fortbildenden braucht. Kategorialbildungen sind also bei aller historisch-gesellschaftlichen Bedingtheit nicht auf sie ausschließlich reduzierbar, sondern sie sind noch ungelungene, offen fortlaufende Versuche, die Daseinsweisen und Daseinsformen objektiv-real herauszubringen, heraufzubringen.

Solcher Art sind sie hier versammelt eben als logische Prädizierungen, Dimensionierungen in Zeit und Raum, Objektivierungen in kausal-finalen Transmissionen, Manifestierungen in Gestalten und Auszugsgestalten, geprägten Formen, die lebend sich entwickeln, als Kommunizierungen in Gebietskategorien, zuletzt schließlich (...) mit Realisierungsversuchen des Daß im Was, mithin des Realisierenden selber. (242) Der Satz vom Widerspruch formuliert das nicht Zugleich-Bleibenkönnen objekthafter Gegensätze und präformiert damit die Bewegung der Dialektik. Der Satz vom Grund formuliert die Transmission von Kausalität und Finalität, wobei der Grund sich hauptsächlich zeigt in den Finalvermittlungen durch Tendenzen und Latenzen. (...) schließlich formuliert der Satz der Identität die Identifizierungsversuche in den Kategorialgestalten als Auszugsgestalten hin bis zur möglichen guten Deckung von quid und quod. Also verweist er auf den Horizont möglicher letzthinniger Identifizierung, die real-utopische Herausbringung der Daß-Was-Relation wäre, im letzten kategorialen Was des intensiven Daß. (243) In der noch ungewordenen Substanz der Welt, gestellt durch die Selbstfrage der Welt nach ihrer Essenz, ist ausgedrückt, daß der substantielle Tragekern der Welt im Zeitmodus der Zukunft steht, die ebenso der Zeitmodus der objektiv-realen Möglichkeit ist. Wenn aber der Tragekern der Welt das noch unherausgebrachte Daß ist, dann gibt sich das Dunkel der Zukunft als das suo modo verlängerte Dunkel des gerade gelebten Augenblicks. Ebenso jedoch gibt Zukunft der noch nicht erfüllten objektiv-realen Möglichkeit den Topos der Offenheit, worin das Dunkel umschlägt zur schöpferischen Unfertigkeit, Unverstelltheit des Novum, als noch dirigierbarem Ultimum des Prozesses. (247) Denn das Reale enthält in seinem Sein die Möglichkeit eines Seins wie Utopie, das es gewiß noch nicht gibt, doch es gibt den fundierten, fundierbaren Vor-Schein davon und dessen utopisch-prinzipiellen Begriff, so politisch wie ethisch wie ästhetisch wie metareligiös. (238) Das Reich der Tendenz und Latenz, der konkreten Utopie ist aus Materie, aber einer dialektisch-potentialen; nirgends drückt sich Materie in der hier gegebenen Bestimmung: als reale possibilitas - deutlicher aus.

Das bedeutet: Materie in Tendenz und Latenz drückt sich aus als Logikon, also ist nicht nur Bewegung, sondern ein objektiv Logisches ist Attribut der Materie, und das Logikon gehört genau so zur Materie wie ihre Bewegung, bildet mit dieser zusammen erst das einzige Grund- und Universalgesetz der Welt, die materielle Dialektik. (261) Der Anfang geschieht also immer wieder im pochenden Nicht des zu sich selbst noch völlig Unmittelbaren, das sich dann wachsend zu seinem Etwas entwickelt, sich aus seinem Nicht-Haben herausmacht zu prozeßhaft-kategorialer Vermittlung und zur in die Nähe (...) einschlagenden Praxis. Darum eben liegt die rechte Genesis nicht am Anfang, sondern vor-scheinend am Ende, mit vorschreitender Lichtung des Daß-Anstoßes an diesem Ende, das es verdiente, niemals ein Ende seiner Ankunft zu nehmen. ... ... das Eine Prinzip ist ein immer wieder sich meldendes, im Weltexperiment sich selber vor sich habendes Prinzip des Durchhaltens und Gezieltseins (...) Alle wirkliche Bewegung ist tendenzhaft-latenzhaft unvollendete Entelechie, immer wieder angelegt auf die Realisierung des Daß-Anstoßes im Realisierenden. Dies also ist Experimentum Mundi, nicht nur als eines an der Welt, sondern in ihr, eben das Realexperiment der Welt selber. (263)